Vom Charme der «Bösen Buben»

Sie planen einen Kiesabbau, den Ersatzneubau einer Bahn oder ein Projekt auf der grünen Wiese? Und Sie sitzen vor einer langen, sehr langen Liste aller Anspruchsgruppen, die sie bereits qualitativ bewertet haben? Dann haben Sie einen ersten Eindruck darüber gewonnen, ob Ihr Projekt eine realistische Chance hat. Chance, in den Richtplan aufgenommen zu werden, eine Abstimmung vor der Gemeinde zu gewinnen oder auf das kritische Wohlwollen der Behörden auf allen Stufen zählen zu können.

Missmutig wandert Ihr Blick in das tiefrote Kästchen, wo sich die Superkritischen, unwilligen Zeitgenossen tummeln. Mühsam, mühsam, die sparen Sie sich für zuletzt auf. Leider ganz falsch. Sie starten die Kommunikation bei den eingefleischten Kritikern. Die sind nämlich für Sie und Ihr Projekt eine echte Hilfe. Nirgendwo sonst erhalten Sie ganz direkt von Angesicht zu Angesicht die Schwachstellen und Unzumutbarkeiten Ihrer Idee unter die Nase gerieben. Nicht jeder Vorwurf hat Substanz, aber jeder Vorbehalt verdient es geprüft zu werden. Es gibt immer Alternativen und manche zum Besseren. Und noch ein Hinweis. Von Angesicht zu Angesicht ist wörtlich gemeint. Je schwieriger die zwischenmenschliche Lage, desto weniger eignet sich Schriftliches. Das endet in stetig länger werdenden, von Fakten gespickten Schriftsätzen, die Sie und Ihre Kritiker schon ärgern, wenn Sie nur den analogen und digitalen Posteingang sehen. Starten Sie diese Kennenlern-Gespräche mit realistischen Zielen (eine Unterschrift zählt nicht dazu). Wenn Sie Ihr Projekt vorstellen können, vom Gegenüber Rückmeldungen erhalten und einen Folgetermin vereinbaren können, dann haben Sie alles richtig gemacht. Und Sie haben Empathie und Fairness gezeigt. Besser hätten wir es auch nicht gekonnt. Was wir aber doch noch besser können – dazu später mehr.