Vom Schleuder- auf den Fahrersitz

 

Manchmal kommt alles zusammen: Ein Leserbrief jagt den nächsten. Dass die Hälfte der Projektdaten völlig falsch ist, kümmert niemanden. Und die Gegendarstellung interessiert wieder keinen. Damit nicht genug, hat der Leserbriefschreiber auch noch die sozialen Medien für sich entdeckt und nichts ist schneller eingerichtet als eine Facebook-Seite. Und die Anzahl der Gegner wächst und wächst. Das eigene Projekt hingegen gerät massiv unter Druck. Spätestens dann wird dem Projektinitiant klar, dass er seinen Bürostuhl gegen einen Schleudersitz eingetauscht hat.  
In solchen Situationen bekommen wir ab und an einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung ist manchmal ein gestresster oder auch bedrückter Anrufer, der sich nichts sehnlicher wünscht als eine oder zwei Massnahmen, die sein Projekt schnell wieder auf Kurs bringen könnten. Aber leider können auch wir nicht hexen. Und mal ehrlich, was sollten das auch für Massnahmen sein, wenn die Gegner partout keinen Schwerverkehr neben ihrer Haustüre dulden wollen, Sie aber nicht ohne auskommen? Unsere nicht ernst gemeinte Antwort lautet dann: Massnahmen wüssten wir schon, sind aber alle nicht (ganz) legal. Was man dann als erstes anpacken muss, ist, Druck aus dem Nutzungskonflikt zu nehmen. Denn der Druck, der sich extern aufbaut, pflanzt sich ungebremst nach innen fort. Aber nicht jeder externe Widersacher stellt auch wirklich eine Gefahr da. So mancher Leserbriefschreiber entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Scheinriese. Wirklich bedrohlich sind oft diejenigen, die im „Medienrummel“ untergehen. Es gibt durchaus Methoden, die kritischen Anspruchsgruppen herauszufiltern und die Kommunikations- und Lobbyingmassnahmen so abzustimmen, dass Zeit und Ressourcen auch wirklich in die Lösung des Konflikts investiert werden, wo es sich für das Projekt am meisten auszahlt. Dass der Projektinitiant vom Schleudersitz wieder auf den Fahrersitz wechselt, ergibt sich dann fast wie von selbst und ist keine Hexerei.  

Der FSKB Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie führte im Februar ein Seminar zum Thema „Stolperfallen im Bewilligungsverfahren“ durch. Weitere Informationen finden sich hier.    

 

 

 
Ingeborg Spillmann