Hopp Schwiiz

 

So sportlich wie im Februar bin ich das ganze Jahr nicht mehr. Dank der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyongyang widme ich mich voll rund zwei Dutzend Sportarten. Ich fühle mich dann unseren Athleten so unglaublich nah, wenn sie eine Abfahrt mit 150 km/h hinunterrasen, im Eiskanal stehen und in hauchdünnen Anzügen ihre Bobs anschieben oder sanft getragen von einem Luftkissen die Skisprungschanze hinter sich lassen. Je nach Uhrzeit umklammere ich in der einen Hand die Fernbedienung meines viel zu kleinen Flachbildschirms und in der anderen eine Tasse Kaffee oder Glühwein. Und das Schönste ist: ich bin nicht allein. Eine ganze Nation fiebert mit ihren Jungs und Mädels mit. Sollte es dann wieder Medaillen regnen, befinden sich Herr und Frau Schweizer im kollektiven Rausch. Dann ist unser kleines Land ganz gross. Im ewigen Medaillenspiegel der Olympischen Winterspiele liegt die Schweiz auf Platz 8 und bei den letzten beiden Winterolympiaden 2014 und 2012 sogar noch vor der Wintersportnation Österreich. Darauf muss ich mir noch einmal nachschenken.

Stolz bin ich auch darauf, dass unsere Jungs und Mädels dank unserer geographischen Lage so ausgezeichnete Trainingsmöglichkeiten haben. Schnee aus der Düse gibt es immer irgendwo zwischen Zermatt und Zuoz. Ok, für die Leistungssportler im Eisschnelllauf gibt es in der ganzen Schweiz keine einzige überdeckte Bahn mit der Wettkampflänge von 400 Meter. Gut, dass sie zum Trainieren ins benachbarte bayrische Inzell ausweichen können. Dann können sie die Biathleten gleich mitnehmen, auch für die ist es hart in der Schweiz. Wollen wir hoffen, dass der Schweizer Sportnation die bestehenden Trainingszentren, Sprungschanzen, Eisstadien etc. erhalten bleiben. So sicher ist das nämlich nicht. Jeder findet Sport irgendwie gut und Jugendförderung sowieso. Aber sobald eine in die Jahre gekommene Sportinfrastrukturstätte durch eine neue ersetzt werden soll, die sich notabene über Mantelnutzung finanzieren muss, ist die Bereitschaft nicht mehr sehr gross. Der Verkehr, der Schattenwurf, die Besucher, der Müll, ach du Schreck. Der kollektive Medaillenhype geht dann nahtlos über in gemeinschaftliches Wehklagen. Schade eigentlich, das Milizsystem hat die Schweiz gross gemacht, eben wenn sich der Einzelne zum Nutzen des grossen Ganzen einbringt. Wir brauchen auf allen Ebenen mehr Hopp Schwiiz!
 

 
Ingeborg Spillmann